Zehn Empfehlungen für starke Bauherren

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Nachhaltiges Bauen kann viel einfacher sein. Erst recht, wenn Sie sich an diese Empfehlungen halten.

Konzeptionelle Standards für gute Gebäude

Konzeptionelle Standards verlagern wichtige Grundlagen von Projekten wieder zurück auf den Bauherren. So reduzieren Sie Unsicherheiten und Risiken im Projekt. Als Leitplanken stärken Standards die Rolle des Bauherrn – und starke Bauherren bauen gute Gebäude!

Zehn Empfehlungen für starke Bauherren

1. Starke Bauherren: Ihre Standardvorgaben sind die vorrangige Aufgabenstellung für die Planung.
Gute Gebäude gelingen, wenn Sie als Bauherr konkrete technische Konzepte für ihre Projekte vorgeben und auch deren Umsetzung im Projektverlauf einfordern. Denn nach 30 Jahren integraler Planung stehen gute und bewährte Lösungen für die meisten Bauaufgaben als Standardkonzepte zur Verfügung. Ihre klaren Vorgaben schärfen den Fokus aller Beteiligten.
2. Beweislastumkehr: Abweichungen nur nach Nachweis und mit Zustimmung des Bauherrn.
Als starker Bauherr denken Sie über das einzelne Projekt hinaus und erreichen mit einheitlichen technischen Lösungen im Ganzen einen klimaneutralen Gebäudebestand. Im Einzelprojekt haben Ihre konzeptionellen Vorgaben deshalb immer Vorrang vor individuellen Vorschlägen. Stellen Sie eindeutig klar, dass Sie Abweichungen vom Standard ausschließlich dann zustimmen, wenn das entsprechende Konzept nachweislich nicht umgesetzt werden kann, zum Beispiel aus Gründen des Brand- oder Denkmalschutzes.
3. Raumstandards: Erprobte Lösungen für Komfort, Luftqualität, Tageslicht, Beleuchtung, Sonnenschutz.
Für die meisten Räume gibt es gute und nachhaltige technische Konzepte. Thermischer Komfort, Heizung, Kühlung, Lüftung, Beleuchtung usw. müssen nicht für jedes Büro, Klassen- oder Besprechungszimmer neu entwickelt werden. Nutzen Sie bewährte Lösungen, deren Funktionsweise Sie präzise und im Detail verstehen. Die Nutzerinnen und Nutzer werden es Ihnen danken.
4. Gebäudehülle: Verbindliche Anforderungen an Bauteile von der Bodenplatte bis zum Dach.
Lange war die perfekte Auslegung der Gebäudehülle Gegenstand komplexer Berechnungen. Im Zuge der fortschreitenden Optimierung haben sich die erforderlichen Qualitäten immer weiter angeglichen, so dass heute eine pauschale Festlegung von Dämmstärken, Materialien und Verglasungen möglich ist und aufwändige Rechenverfahren überflüssig sind. Nutzen Sie das einfache Bauteilverfahren und verzichten Sie auf teure Variantenuntersuchungen „hinter dem Komma“.
5. Wärmeversorgung: Fernwärme oder Wärmepumpe; Abweichungen nur mit Zustimmung.
Die fossile Wärmeversorgung ist ein Auslaufmodell. Wärmeversorgung erfolgt künftig über Fernwärme oder Wärmepumpen, für Trinkwarmwasser auch direkt elektrisch. Hierfür stehen standardisierte Hydrauliken zur Verfügung. Vermeiden Sie komplexe und individuelle Unikate.
6. Stromversorgung: Netzanschluss und maximal mögliche PV-Installation auf dem Dach.
Neben dem Netzanschluss werden Gebäude und zum Teil die Netze über Photovoltaik mit Strom versorgt. Fordern Sie bei Ihren Projekten eine maximale Nutzung der Dachflächen (mindestens 60%) zur Stromerzeugung aus PV-Anlagen für eine nachhaltige und wirtschaftliche Stromversorgung.
7. Gebäudeautomation: Internetfähigkeit für Zentralen und relevante Komponenten sicherstellen.
Internetbasierte Services können den Gebäudebetrieb unterstützen und verbessern. Schaffen Sie entsprechende Schnittstellen im Zuge der Modernisierung. Es sollte mindestens möglich sein, regelmäßig automatisiert, z.B. einmal am Tag, Daten des Gebäudes und seiner Anlagen zu übertragen, um den Betrieb effizient zu überwachen, z.B. durch ein Technisches Monitoring. Mit kontinuierlicher Anbindung und bidirektionaler Datenverbindung können auch weitere Services wie prädiktive Regelungen oder Managementkonzepte genutzt werden. Hierzu sollten nicht-proprietäre Schnittstellen genutzt werden wie z.B. APIs, um soweit wie möglich Herstellerunabhängig zu bleiben.
8. Materialien: Nachhaltige Baustoffe mit geringem GWP favorisieren. Keine Tiefgaragen.
Als starker Bauherr haben Sie es in der Hand, die Verwendung von Baustoffen mit geringem Treibhausgaspotential vorzugeben. Dabei können Sie aus einer Vielzahl nachhaltiger Materialien und Produkte wählen. Auch hier geben Ihnen die standardisierten Konzepte konkrete Entscheidungshilfen, indem sie sowohl zur Anwendung empfohlene als auch ausgeschlossene Materialien definieren.
9. Qualitätssicherung: Technisches Monitoring nach AMEV 158 von der Planung bis in den Betrieb.
Der CO2-neutrale Gebäudebestand kann nur erreicht werden, wenn sämtliche Maßnahmen bei Neubau und Sanierung so umgesetzt werden, dass die vorgegebenen Ziele im Betrieb auch tatsächlich erreicht werden. Bestehen Sie deshalb auf einem datenbasierten Technischen Monitoring nach AMEV-Empfehlung 158, bei Bedarf ergänzt um die Prüfung von Planungsunterlagen und der Ausführung vor Ort.
10. Klimaschutz: Aktueller Ausweis des Indikators THG-Emissionen für Bau und Betrieb in [kg/m²a].
Verpflichten Sie Ihre Auftragnehmer zu Erfassung und Ausweisung der Treibhausgasemissionen für Bau und Bestand. Messen ist Pflicht, Effizienz ohne Transparenz ist nicht glaubwürdig. Bei der Größe der Herausforderungen und der Bedeutung der Ziele sollten Sie den Mut zur Offenlegung gegenüber Politik und Öffentlichkeit haben: Ein Gebäude ist nur glaubhaft nachhaltig, wenn seine CO2-Emissionen tagesaktuell im Internet zu sehen sind!

Beispiele

Beispiel Unterrichtsraum

  • Robuste Konzepte für Heizung, Beleuchtung und Sonnenschutz
  • Drei Lüftungskonzepte als Optionen: Fenster, mechanisch zentral, mechanisch dezentral
  • Übersichtliche Anforderungen an die Automation

Beispiel Wärmeversorgung

  • Wenn Fernwärmeanschluss nicht möglich und geringer Warmwasserbedarf, dann Standard-Hydraulik mit Niedertemperaturwärmepumpe
  • Digitales Qualitätsmanagement durch Schnittstellen und Datenpunkte nach AMEV-Empfehlung 158